Hallo zusammen,
mit Ausbruch des Dieselgates ist klar geworden, dass wir alle über lange Zeit betrogen wurden. Mit der geplanten Einführung von Einfahrverboten könnte es jetzt zu konkreten Folgen für viele Dieselfahrer kommen.
http://www.spiegel.de/auto/akt…gt-die-duh-a-1135799.html
Von industrienahen Kreisen wurde immer wieder behauptet, die Kunden wären nicht bereit die Kosten für saubere Diesel zu tragen. Ich frage mich ob das wirklich so ist. Die Autos wären teurer, würden mehr verbrauchen, man müsste auch SCR tanken und aufgrund der aufwendigen Technik wäre das Reparaturrisiko auch höher. Trotzdem, hättet Ihr Euch anders entschieden wenn man schon in 2008 nur noch wirklich saubere Diesel angeboten hätte?
Die Mehrkosten um die Grenzwerte tatsächlich einzuhalten (auf der Straße, bei realen Lastbedingungen, über Fahrzeuglebensdauer, ohne Tricks und enge Temperaturfenster) werden zwischen 500 und 1000 Euro pro Fahrzeug geschätzt. Dazu kommt ein Mehrverbrauch von ca.0,5 L/100 km Diesel und das Thema SCR. Beim SCR schwanken die Angaben zwischen 1 bis 5% des Dieselverbrauchs. Außer den Mehrkosten für SCR spielt auch das Handling eine Rolle. Der Kunde hat einen zweiten Tank den er im Blick behalten muss. Er ist nicht groß (die größten fassen ca. 25 L) und in der Regel nicht so bequem zugänglich (Motorhaube aufmachen ist für manche schon ein Thema).
Der reale Verbrauch von SCR ist noch unbekannt. Die bislang ermittelten Werte an EU6-Fahrzeugen (Kundenbetrieb, Messungen von Autobild z. B.) sind nicht zuverlässig. Sie beziehen sich auf Fahrzeuge die nur im Prüfzyklus ihre Grenzwerte einhalten. Die Abgas-Messungen im realen Fahrbetrieb zeigen ein düsteres Bild. Kein Wunder, wie mittlerweile bekannt ist die Abgasreinigung im realen Fahrbetrieb auch bei EU6-Fahrzeugen selten zu 100% aktiv. Bei dem jetzigen arbeitsrechtlichen Streit zwischen einem ehemaligen Motorenentwickler und Audi wurden dazu interessante Zahlen genannt. Wenn ich mich richtig erinnere, hatten die Versuche ergeben, dass ein sauberer Touareg maximal 2000 km mit einer SCR-Füllung (20 L) erreicht. Das wären 1 L auf 100 km. Hinzu kommt, dass die Funktion der Abgasreinigung bei der „Behördenfahrweise“ nur für maximal 20 tkm gewährleistet sei. Nur bei sehr liebevoller Fahrweise hätte man 70 tkm erreicht. Dieser letzte Punkt deutet darauf hin, dass die Mehrkosten pro Fahrzeug eher höher angesetzt werden müssten, wenn die Systeme dauerhaft im Realbetrieb funktionieren sollen.
Damit ist klar, dass die Mehrkosten das Aus für kleine Diesel-Fahrzeuge bedeuten. Aber was ist mit Fahrzeugen wie der X1, wo liegt die Schmerzgrenze bei Mehrverbrauch, höherer Kaufpreis, teurere Wartung, SCR-Betankung?
Gruß
Christian