Wechsel 28i, N20/N52

  • Hallo zusammen,


    ich hatte schon überlegt nur meine Signatur zu aktualisieren und die Änderung nicht zu thematisieren, aber diese kleine, nicht alltägliche X1-Geschichte sollte erzählt werden. Meinen vor ca. 8 Wochen gekauften 28i Facelift habe ich letzte Woche verkauft und durch einen Vor-Facelift 28i mit dem N52 Sechszylinder ersetzt. Es ist wahrscheinlich noch nie vorgekommen und einige werden mich für verrückt halten. Ich hatte mit dem schönen N20-28i immer wieder Spaß, der Funke wollte aber nichtüberspringen. Es war so wie wenn man eine sehr attraktive Frau aus Vernunft geheiratet hätte, in der Hoffnung die Liebe würde dann kommen.


    Gefühlsmäßig habe ich schon anfangs eher für den alten 28i mit dem N52-Motor tendiert, aber aufgrund der vielen positiven Berichte zum N20 und die Faceliftumfänge, sowie die Aussicht auf geringeren Wertverlust und Unterhaltskosten habe ich mich für den „Neuen“ entschieden. Hat leider im Alltag nicht funktioniert, ich bin mit der an sich vernünftigen Kombination N20-Motor und 8-Gang Automatik nicht warm geworden.


    Ich gebe zu, Hauptgrund war der R6-Virus. Der X1 gefällt mir als Fahrzeug so gut, dass es mir immer schwerer gefallen ist, das Ganze nicht noch mit dem Sechszylinder zu krönen. Nachdem ich beide gefahren bin wurde mir aber klar, dass der „Alte“ auch aus anderen Gründen besser zu mir passt.


    Im Alltag habe ich gemerkt, dass mich zwei Dinge stören:
    durch das untertourige Schaltverhalten der 8G-AG ist der Motor im Stadtverkehr häufig am Brummen
    beim Anfahren ist mir die Reaktionszeit bis der Kraftschluss da ist, etwas zu lang


    Mein Fahrprofil hat viel Stadt und Landstraße, wenig Autobahn. Beide Punkte treten daher häufig auf. Es sind nur Details, wenn es den N52 nicht gäbe würde ich damit leben. Oder wenn ich überwiegend schneller als 80 km/h fahren würde, mit wenig Stadtverkehr und Fahrleistungen von 20 tkm oder mehr im Jahr. Dann wäre ich auch beim N20 geblieben.


    Die Probefahrt mit einem N52-28i kurz vor Weihnachten hat mich zu dem Wechsel bewogen. Es wäre sicher sinnvoll gewesen, vor dem Kauf mit beiden zu fahren. Aber ich hatte damals keine Chance dazu. Im Umkreis von 150 km habe ich lediglich einen Benziner mit Automatik gefunden, einen 20i S-Drive den ich auch Probe gefahren bin. Für einen 28i mit N52 hätte ich 500 km (eine Strecke) fahren müssen. Etwas viel für eine Probefahrt, wenn sonst vieles für den N20 spricht und man gerade beruflich und privat stark eingespannt ist. Ich war dann froh den schönen N20-28i „nur“ 400 km von hier entfernt gefunden zu haben.


    Für das Brummen kann der N20 nichts. Fast jeder Vierzylinder wird unter 1500 U/min schon bei geringer Belastung brummig, so würde niemand einen R4 manuell fahren. Die modernen Getriebe sind aber leider so programmiert, dass die Motoren bei knapp über 1000 U/min gehalten werden, selbst unter Last. Bei jedem Gas geben brummt es dann bis die Drehzahl etwas angestiegen ist oder das Getriebe einen Gang runtergeschaltet hat. Weil mich das stört, habe ich im Stadtverkehr und beim entspannten Cruisen in D häufig einen Gang von Hand runtergeschaltet. Ich habe nichts dagegen selbst zu schalten, aber beim Cruisen und in der Stadt sollte das die Ausnahme sein. Mit der Kombination N52 und 6G-AG ist das kein Thema weil der R6 prinzipbedingt schon ab 1000 U/min rund zieht.


    Zum Thema Anfahren bin ich von den alten Automatikgetrieben gewohnt, dass der Antriebsstrang im Stand richtig vorgespannt ist. Sobald man von der Bremse geht, kriecht der Wagen los und beim Gas geben setzt die Beschleunigung sofort ein. Bei den modernen Getrieben werden die Motoren im Stand und in D partiell entkuppelt. Das senkt den Verbrauch, dafür dauert es beim Anfahren einen kleinen Tuck bis der Motor richtig greift und der Wagen beschleunigt. Es sind Nuancen, wie stark das stört hängt vom persönlichen Empfinden/Gewohnheit ab. Das Anfahren mit der 6G-AG ist nicht viel besser, kommt aber etwas näher an das ran was ich mir wünsche. Als Bonus ignoriert die 6G-AG den ersten Gang im manuellen Modus. Da der Wandler das Drehmoment beim Anfahren um ca. 80% verstärkt, ist es kein Problem im zweiten Gang anzufahren. Das ergibt oft sogar eine bessere Beschleunigung und man spart einen Schaltvorgang. Seit über 20 Jahren fahre ich einen 124er der das sogar n D macht, ich finde es immer wieder gut.


    Der Sound vom R6 ist wirklich eine Welt für sich. Bei der Heimfahrt am Samstag war ich erst nach einer Stunde bereit das Radio einzuschalten. In der nächsten Zeit wird es wahrscheinlich nur ganz leise laufen. Ich bin jetzt gespannt auf das Kapitel Verbrauch. Über eine Strecke von ca. 600 km hatte ich bei der Abholung einen Schnitt von 128 km/h und einen Verbrauch von 12,7 L/100 km. Dabei bin ich, wenn immer es möglich war, mit 160 km/h gefahren, selten schneller. Nach vier Tagen in meinem Alltagsverkehr liege ich bei 0,7 L über dem Wert des N20. Damit kann ich leben. Mal sehen wie sich das im Laufe der Zeit entwickelt.


    Wenn das Thema Fahrzeugsuche beim N20-28i schon schwierig war, beim N52 kann es zur Herausforderung werden, wenn man gewisse Ansprüche an die Ausstattung hat. Ich hatte viel Glück und habe mich in der Ausstattung noch etwas verbessern können. Die Facelift-Umfänge, das große Navi und die Rückfahrkamera sind weg. Auch der lange 8. Gang, leider. Dafür sind jetzt Panoramadach, Sportsitze und -lenkrad sowie eine Anhängerkupplung dabei. Der absolute Hammer sind aber die Schaltwippen, die hatte ich vorher auch nicht. Einige halten sie für überbewertet, ich nutze sie ständig. Es ist genial, dass sie auch in D funktionieren. Das sollte bei jedem AG immer dabei sein. Fazit für mich ist, was schon vorher schön war, ist jetzt noch schöner geworden.


    Gruß
    Christian

  • 12,7l bei einem moderaten Schnitt von 128km/h ist heftig. Ich hatte immer gedacht, dass sich der 4ZT dem 6Z bei hohen Geschwindigkeiten annähert. 12l schaffe ich mit dem N20 nur bei einem Schnitt von 150km/h, dann bin ich eigentlich auf allen freien Abschnitten bei 180km/h. Bei Schnitt 130km/h sind es 10l. Schön zu sehen, dass der Turbo also nicht nur in Teillast sparsam ist, sondern auch wenn der Fuss nahe dem Bodenblech ist deutlich unter dem Sauger liegt.


    Viel Spass mit deinem N52 - ein solider Geselle aus der automobilen Vergangenheit.




    Amen

  • Der Vergleich im ersten Absatz haut mich um.


    Für mich sind Autos leblose Zweckgegenstände die man extrem leicht ersetzen kann. Ist vielleicht auch anders,weil ich mich beruflich mit dem Thema beschäftigte.


    Trotzdem freut es mich wenn du dein "Glück" jetzt gefunden hast.

  • @BMWendy
    Sorry, war nicht die Absicht jemand mit so einem Vergleich umzuhauen. Es klingt vielleicht gefühllos, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Ich gehöre zwar zu den Menschen die Gefühle für Autos entwickeln, aber diese Analogie kann auch für andere leblose Dinge verwendet werden. Es geht um den Widerspruch von Entscheidungen aus Herz oder Verstand.
    Dein Satz "weil ich mich beruflich mit dem Thema beschäftigte" hat mich neugierig gemacht, kannst Du was dazu sagen?


    Amen
    12 L bei einem Schnitt von 150 km/h ist beachtlich, das ist dann wirklich Fortschritt. Mit meinem N20 hätte ich nur eine Fahrt zum Vergleich, ebenfalls schnell über 380 km, aber leider habe ich nicht den Verbrauch gemessen (gepennt beim Tanken). Der BC erzählte was von 13,4 aber der war nicht von mir genullt worden. Im jetzigen Alltagsverkehr bin ich mittlerweile bei 10,5. Da ich mit dem Wagen maximal 6 tkm im Jahr fahren werde, wird der Verbrauch nicht die große Rolle spielen.


    Gruß
    Christian

  • Interessanter Beitrag. Der N52 im X1 hat sicher das Zeug zum Klassiker. Die nachfolgenden Magermix 6 Zylinder im 3er haben den 4 zylindrigen, saugenden Magermixern (N43) in Sachen Ärger in nichts nachgestanden. Im X1 gab es die nicht. Wahrscheinlich weil das der Motor im X1 für die Amis war.
    Wenn ich hier manchmal in den 3er Foren über die Verbräuche der 328i lese (Aufschneiderfaktoren mal abgezogen) so komme ich an deren Verbrauchswerte mit demselben Motor nicht heran. Bedingt durch Xdrive und Karosserieform dürften die Verbräuche beim X1 generell höher sein.
    Im Kurzstrecken und Stadtbetrieb komme ich aber auch schnell auf einen Schnitt von 10,5l.
    Sparsame Fahrweise auf der Autobahn habe ich noch nicht einmal lange durchgehalten, wenn die Verkehrsverhältnisse es zuließen

  • Das mit dem Klassiker sehe ich auch so. Der X1 ist durch seine DNA vom 3er der Charaktertyp in seiner Klasse gewesen. Längs eingebaute Motoren und Heckantrieb bzw. heckbetonten Allradantrieb findet man immer seltener. Der Reihensechszylinder war hier schon fast ein Overkill.


    Leider sterben die Autos mit schöner Technik aus. Wer noch einen Sinn für schöne Technik hat, sollte seinen E84 gut pflegen. Diese Zutaten gibt es sonst nur noch in größeren, schwereren und teureren Autos. Beim X1 kann man genau sehen in welche (traurige) Richtung sich die automobile Landschaft entwickelt. Zuerst wurde der R6 gestrichen, dann hat man ihm die 3er-Platform und damit seinen Charakter genommen. Technisch betrachtet ist der Nachfolger ein Mini-XXL. In der aktuellen Car and Driver ist ein Test des F48 28i X-Drive wo dieser Wandel beschrieben wird. Es gibt mehr Platz aber bei ambitionierter Fahrweise das typische Untersteuern der Fronttriebler. Die Dynamik wurde auf Kosten des Komforts erkauft. Da die meisten Kunden sich aber nicht daran stören, wird dieser Trend, zumindest bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren, nicht mehr umzukehren sein.


    Ich glaube mit dem E84 ist ein neuer letzter echter BMW entstanden.

  • Hi!

    Ich glaube mit dem E84 ist ein neuer letzter echter BMW entstanden.

    Ich habe die Berichte in diesem Thema bisher mit großem Interesse gelesen.


    Durch meine Umstellung Sommer/Winterauto habe ich die jährliche Laufleistung meines E84


    auf erträgliche Werte senken können. Ein 6-Zylinder im E84 fand´ich auch schon immer knorke.


    Obwohl ich bürotechnisch vis a vis des größten BMW <>Übersee Importeurs sitze haben auch DIE


    noch keinen E84 LCI mit der bis kürzlich verkauften Ami-Maschine (35i) in good old Germany gesehen.


    Und selbst wenn - die sind soweit bekannt alle abgeriegelt. Also ist der hier beschriebene 28i/6 der


    wohl potenteste X1(E84) - aller Zeiten. Viel Freude weiterhin.

  • Hi wefriexx,


    es stehen aktuell 4 X1 mit dem 225 kW Motor bei mobile. Der günstigste (24.990) mit 42 tkm ca. 100 km nördlich von Dir. Meine Zustimmung hast Du hiermit schriftlich.


    Die Aufhebung der Abriegelung dürfte gehen, wenn kein BMW-Händler das macht würde ich bei Alpina fragen. Ich glaube der Motor würde das im Alltag auch vertragen, es könnte nur sein, dass man keine Garantie/Kulanz von BMW bekommt.


    Gruß
    Christian

  • Ob der X1 überhaupt irgendwann mal ein gefragter Klassiker wird möchte ich mal bezweifeln. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass nicht jedes "Brot und Butter Auto" mit einem seltenen Motor begehrt oder gar wertvoll wird. Ich glaube da hat BMW mehrere Modelle der jüngeren Vergangenheit mit deutlich mehr Potzenial.